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How to Be Normal and the Oddness of the Other World
© Golden Girls Film
HOW TO BE NORMAL AND THE ODDNESS OF THE OTHER WORLD
GREEN FILMING PROJEKT 2023/2024
Der Eröffnungsfilm der Diagonale 2025. HOW TO BE NORMAL AND THE ODDNESS OF THE OTHER WORLD. Der Film feierte auf der diesjährigen Berlinale bereits eine überaus erfolgreiche Weltpremiere. Das Mental-Health-Drama wurde nach dem ›Kriterienkatalog der ökologischen Mindeststandards für österreichische Kinofilmproduktionen ÖFI / ÖFI+‹ in Wien und Niederösterreich gedreht. Produziert wurde der erste Langspielfilm des österreichischen Regisseurs Florian Pochlatko von Arash T. Riahi und der Golden Girls Filmproduktion. HOW TO BE NORMAL AND THE ODDNESS OF THE OTHER WORLD | LAFC Project Guide
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STORYLINE
Pia ist Mitte zwanzig und irgendwie verloren. Frisch aus der Psychiatrie entlassen, kehrt sie in das alte Kinderzimmer im Haus ihrer Eltern zurück und nimmt einen Aushilfsjob im Büro des Vaters an. Hin- und hergerissen zwischen einem neuen Job, Liebeskummer, Psychopharmaka und sozialer Stigmatisierung taucht sie in eine Welt ein, in der alles außer Kontrolle zu sein scheint.
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FRÜHZEITIGE PLANUNG GREEN FILMING
Valentin Renoldner analysierte als Green Film Consultant bereits im Jahr 2022 das Projekt, Jeannette Ziemeck ist im Jänner 2023 als zweite Green Film Consultant dazugekommen und übernahm die Betreuung des Projektes in der gesamten Vorbereitung und während des Drehs. Valentin Renoldner übernahm dann wieder bei der grünen Post Produktion. Beide wurden im Rahmen der Evergreen Prisma Academy zu professionellen Green Film Consultants Austria (GFCA) ausgebildet.
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GREEN STORYTELLING
Der Film besticht nicht nur durch seine kunstvolle Handschrift seines Autors ebenso wie durch die unterhaltsame Inszenierung und seine augenöffnenden Inhalte, darunter findet sich auch der Einsatz diverser Green Storytelling-Elemente. Diese Elemente lassen sich einerseits in den Charakter-Beschreibungen finden – sprich das in der Handlung des Films dargestellte ökologische Verhalten, welches in der Charakterisierung von Rollen oder als Element in der Storyline im Drehbuch berücksichtigt wird und somit in puncto Nachhaltigkeit eine Vorbildwirkung erzeugt – ›Grüner Multiplikator‹. Andererseits sind in der Handlung auf schwarz-humoristische Weise u.a. im Rahmen von Persiflagen, kritische Positionen zum Thema ›Nachhaltigkeit‹ eingebettet, die auch als Green Storytelling betrachtet werden können. Der Nachhaltigkeitsbegriff kann hier vieles bedeuten und spiegelt sich deutlich wider. Die ökologische Thematisierung zeigt sich in HOW TO BE NORMAL AND THE ODDNESS OF THE OTHER WORLD bei mehreren Charakteren. Vor allem bei der Hauptfigur Pia und ihrem Exfreund Joni sowie bei weiteren Nebenfiguren kann ökologisch orientiertes Verhalten beobachten werden. Etwa dadurch, dass diese Figuren als Teil ihrer Charakterisierung Second Hand-Kleidung bevorzugen. Somit konnte die Kostümdesignerin auch auf Vintage fokussieren. Weiters verwendet die Hauptfigur wenig Kosmetik, wodurch ebenso die Beschaffung von Artikeln für die Masken-Abteilung eingeschränkt werden konnte. Ein gutes und im Ergebnis eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Nachhaltigkeitaspekte in Drehbücher einschreibbar sind und wie damit die Arbeitsrealität der Gewerke am Set unter ›grünen‹ Gesichtspunkten beeinflusst werden kann. Weiters werden folgende Aspekte des Future Storytelling bespielt, etwa die Themen Panikmache durch Medien, vorgeschriebene Rollenbilder, Klimapsychologie sowie irrsinnig ökofeindliche Arbeitsrealitäten in der Handlung auf diverse Missstände in Gesellschaftsverhältnissen sowie im weiteren Sinn auch auf Fehlstellungen in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen auf gleichsam amüsante sowie erdrückende Weise aufmerksam und lenken somit den Blick des Publikums auf Nachhaltigkeitsthemen. Die Hauptfigur Pia arbeitet im Büro der Druckerei ihres Vaters und muss immer wieder dieselben Mappen kopieren, um sie dann im Endeffekt doch nur zu digitalisieren. Der Firma droht die Übernahme durch einen unmenschlich anmutenden Großkonzern mit clownhaften Mitarbeitern namens ›Friendly‹, dessen ›lächelndes‹ Pfeil-Logo stark an das eines weltweit agierenden Unternehmens erinnert. Gleichzeitig muss Pias Mutter Elfie in ihrem Job als Sprecherin für Dokus abstruse Katastrophenfantasien vertonen – ›Killerschnecken‹ und hirnfressende Katzen-Parasiten bedrohen hierbei die gesamte Menschheit. Als sich Elfie über die in ihren Augen sinnlose Panikmache in den Medien bei ihrem Vorgesetzten beschwert, wird sie via patriarchalem Blick des Chefs als ›schwierig‹ eingestuft, abgewertet, sogar pathologisiert und schließlich beurlaubt. Im Kino sitzend fragt es sich zusehends, ob vielleicht Pia in DIESER Welt doch gar nicht so ›verrückt‹ ist? ... AND THE ODDNESS OF THE OTHER WORLD
Im Drehbuch wurden grüne Aspekte in die Geschichte aufgenommen. Manche wurden praxisbedingt teilweise auch wieder verworfen. Da zum Beispiel Pia sich beim Essen mit einem richtigen Messer verletzen konnte wurden auch Tests mit nachhaltigem Besteck gemacht. Schlussendlich ist man aber wieder zum Plastikbesteck übergegangen, weil es im Bild sofort transportiert, dass sie sich damit nicht verletzen kann. Andere Punkte aus dem Drehbuch, z.B. dass die Hauptfigur kaum Kosmetik verwendet und ihre eigene Garderobe eher aus Second Hand Gewand besteht, wurden auch in der Produktion selbst umgesetzt und hatten somit eine ›grüne‹ Auswirkung.
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BÜRO
Durch den Einsatz der Yamdu-Software sind Kopien um mehr als 75 % reduziert worden. Der Versand der Dispo wurde per Mail durchgeführt. Es wurden Restbestände des vorhandenen Papiers aufgebraucht und dann Ökopapier bestellt. Dadurch ist das Hauptbüro auch auf Ökopapier umgestellt worden. Die verwendeten Reinigungsmittel waren Wasser und Mikrofasertücher sowie Essig und Orangen-Putzmittel. Als Spülmittel wurden Ökospülmittel und -tabs verwendet.
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UNTERKUNFT & VERPFLEGUNG
Einer der größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Vorgaben war das Catering. Schließlich wurde seitens der GFCA durchgesetzt, dass keine Pfandflaschen und Plastikflaschen verwendet werden dürfen. Vor diesem Hintergrund hat die Produktion ökologisch korrekte Trinkwasserflaschen in Gallonen und Sirup-Glasflaschen zur Verfügung gestellt. 40 % des Teams wollten vegan essen – diese Menge konnte das Catering-Unternehmen allerdings nicht zur Verfügung stellen. Die Zusatzkosten für die Veganer:innen im Hauptcast hat die Produktion getragen und alle anderen Veganer:innen haben sich vom Catering abgemeldet, sie haben selbst gekochtes Essen mitgebracht und dafür Diäten bezogen. In Innsbruck wurde übrig gebliebenes Essen an die Obdachlosenhilfe gespendet. In Wien war das nicht möglich, da die Annahmestelle der Tafel nicht in der 12-stündigen Arbeitszeit erreichbar war. Es wurden auch wieder verwendbare Boxen gekauft, damit Mitarbeiter:innen sich Essen mit nach Hause nehmen konnten. Durch diese Maßnahmen wurden somit an keinem Tag Lebensmittel weggeworfen.
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REISEN & TRANSPORT
Die Organisation von Elektroautos im Vorfeld gelang besser als gedacht. Es gab jedoch mehr Flüge als anfänglich geplant, weil einige Darsteller:innen nicht dazu bereit waren, mit dem Zug zu reisen. Da die Verfügbarkeit in Wien von 9-Sitzer als Elektroauto nicht gegeben war, wurde ein Elektro 9-Sitzer aus Innsbruck organisiert – mit dem Jeannette Ziemeck und die Koordination Katrin Jud vollgepackt mit Setequipment nach Wien gefahren sind. Während des Drehs wurden alle Elektroautos mit dem Öko-Feststrom am Set geladen. Die Mitarbeiter:innen, die zuvor keine Elektroautos gefahren hatten, waren alle zu Anfang sehr skeptisch, aber nach einer Einweisung dann sehr schnell begeistert – der Fahrer des 9-Sitzers hat sich auch abends nach Dreh sehr darum gekümmert, den Wagen ggf. zu laden, korrekt zu parken und sich schnell sehr positiv überrascht geäußert.
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WASTEMANAGEMENT
Der Setmüll wurde gesammelt und größtenteils direkt an den Motiven in den Haus- und Plastikmüll entsorgt. Das Catering war zuständig für den Catering-Müll und hat diesen bei ihrer Base entsorgt. Der komplette Dreh wurde ohne Toilettenwagen abgewickelt – bei jedem Motiv war es möglich, normale fest installierte Toiletten zu nutzen. Auch gab es vom Catering kein Abwasser vor Ort, da dieser mit Tanks versorgt war.
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STROM
Die Produktion konnte komplett auf den Einsatz von Generatoren verzichten, da es nahezu an allen Motiven die Möglichkeit gab, Ökostrom via Wien Energie zu legen. Die Elektrofahrzeuge wurden über weitere Verteiler unter Tags am Set geladen, um Parkgebühren in Wien zu vermeiden.
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LOCATIONS & AUSSTATTUNG
Die gefunden Locations wurden auf Grund des hohen Ausstattungsaufwandes aus Green Filming Gesichtspunkten in Original Location getauscht, die nur adaptiert werden mussten – so entstand kaum ein Bauaufwand. Die Abteilungen Kostüm, Maske und Ausstattung waren durch junge Teammitglieder besetzt, die von sich aus das ganze Projekt unter nachhaltigen Gesichtspunkten angegangen sind. Im Bereich Kosmetik und Makeup wurde auf nachhaltige und biologische Produkte gesetzt, die lokal erworben wurden. Die Abteilung Licht hat auf den Einsatz von Molton verzichtet und eine Teichfolie verwendet, die strapazierbarer, günstiger und wiederverwendbarer ist – und hat diese Neuheit ganz sicher mitgenommen für die nächsten Projekte. Verbrauchsmaterialen wurden grundsätzlich äußerst sparsam eingesetzt, Folien wurden z.B. schon gebraucht wiederverwendet. Styropor, Epoxidharz, organische Lösungsmittel, Neoprenkleber, Kunstschnee oder Feuereffekte sind nicht benötigt worden. Insgesamt wurde sehr wenig gebaut, das gesamte Holz wurde aus Beständen genommen oder FSC zertifiziert eingekauft. Beim Rückbau wurden die Hölzer und Platten je nach Zustand zur weiteren Verwendung eingelagert oder verschenkt.
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KOMPENSATION
Das gesamte Projekt wurde kompensiert – nicht nur die Reisen und Autos. Insgesamt wurden 30 Tonnen CO₂ durch die Klima Kollekte Österreich kompensiert.
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POSTPRODUKTION
Die gesamte Bildpostproduktion fand bei der Produktionsfirma Golden Girls statt, die wie auch Tonpost Monoplus in Wien und das Komponisten Duo in Berlin zertifizierten Ökostrom verwenden. Die genaue Messung des Verbrauchs wurde von Valentin Renolder bei Golden Girls durchgeführt – eine CO₂ Reduktion konnte durch den Einsatz von energiesparenden Geräten und einer dezentralen Sicherung erfolgen.
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FAZIT : LEARNINGS
Die Vorbereitungszeit für die Arbeit der beteiligten Green Film Consultants war zu kurz. Die praktische Umsetzung der Maßnahmen für Green Filming wurden professionell durchgeführt. Der Cast und das jüngere Team haben sich auf das Thema und die Herausforderungen der Transformationsarbeit für Green Filming eingelassen. Das Catering und die Fahrzeugflotte haben planungstechnisch für große Herausforderung gesorgt. In Zukunft sollte speziell in diesen beiden Bereichen ein längerer Projektvorlauf und auch höhere Kosten eingeplant werden. In Bezug auf Wissen zu Green Filming wurde seitens der Green Film Consultants ein deutlicher Unterschied zwischen jüngeren und älteren Kolleg:innen festgestellt. Hier ist es notwendig, weiterhin gezielt mit professioneller Wissensvermittlung anzusetzen. Der Film konnte durch die CO₂-Kompensation des gesamten Projektes ›klimaneutral‹ produziert werden – d.h. es wurden nicht nur die CO₂-Emissionen der (wenigen) Reisen, Fahrzeuge und Unterkunft ausgeglichen.